Partizipation in Kindertagesstätten

 § 8 SGB VIII: „Kinder und Jugendliche sind entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen.“
Das trifft natürlich für alle zu (nicht nur beispielsweise für Hilfen zur Erziehung), insbesondere da beispielsweise das Recht auf einen Kindergartenplatz das einzige Anspruchsrecht der Kinder im ganzen SGB VIII ist (alle anderen Rechte sind entweder Anspruchsrechte der Sorgeberechtigten, z.B. die Hilfen zur Erziehung, oder Verwaltungsrecht). Insofern geht damit schon die Partizipation von Kindern los, dass sie selbst im SGB VIII zu ihrem Recht kommen.
 Wichtig finde ich auch den Gedanken, dass Partizipation, Selbstbestimmung, Mitbestimmung usw. immer auch Prävention von Missbrauch – sexuellem, politischen u.a. – Mobbing, Radikalismus und anderen unguten Dingen beinhaltet.
Für mich war die Frage nie, ob es Partizipation von Kindern geben soll, sondern wie man z.B. Zweijährige oder noch jüngere Kinder darin unterstützt, Mitbestimmung auszuüben, wie man Kinder, die zu Hause nichts zu melden haben und nur brav sein müssen, dazu ermutigt und sie darin begleitet, Stück für Stück in Selbstbestimmung, Mitbestimmung usw. hineinzuwachsen, wie man Kinder und Jugendliche in ihrer moralischen Entwicklung unterstützt, damit sie wirklich reife Entscheidungen treffen können. Ein Kinderparlament in einer Kita ist etwas Großartiges – aber wenn dort immer nur die gleichen Kinder zu Wort kommen oder Entscheidungen treffen, wenn die Bedürfnisse Einzelner unter die Räder kommen oder auch die der Erzieher, wenn (wie recht häufig in Kitas) von vornherein und als Regel nur die Schulanfänger im Kinderparlament vertreten sind, dann hat das meiner Meinung nach mit Partizipation und Demokratie nichts zu tun. Ich weiß von einer Lehrerin, bei der gab es ein Gefäß, in das die Kinder (scheinbar partizipativ) Strafen für Vergehen aufschreiben und dann die Zettel hineintun sollten. Immer wenn ein Kind ein „Vergehen“ begangen hat, wurde ein Zettel daraus gezogen und das Kind dann nach diesem Zettel bestraft (was durchaus auch – in der Logik moralisch ungeübter Grundschulkinder Schläge, Haareziehen, Beschämungen usw. beinhaltete), und die Eltern der Klasse haben sich nicht dagegen gewehrt – grausig… Was brauchen wir für eine Atmosphäre, welche Art von Bildung und „Erziehung“ im weitesten Sinn, damit wirklich Partizipation entstehen kann.
Es gibt viele gute Bücher zum Thema, z.B. die zwei Bände „Soziale Partizipation im Vor- und Grundschulalter. Grundlagen“ und Praxis der sozialen Partizipation im Vor- und Grundschulalter“ von Sturzbecher und Großmann als Herausgeber (Reinhardt-Verlag).  Evtl. ist der zweite Band leichter zulesen, weil praxisnäher. Aber die Kindergartenzeitschriften „Kindergarten heute“ usw.) bieten da eigentlich auch ganz gute Beiträge. Einen guten und kurzen Beitrag bietet die Bundeszentrale für politische Bildung hier an: http://www.bpb.de/apuz/136767/partizipation-von-kindern-in-kindergaerten?p=all
Hier gibts noch drei weitere gut geeignete Beiträge im Internet:
 Ulrike Langner
Coaching und Beratung
Praxisberatung für soziale Berufe