Vortrag für alle!

Die Veranstaltungsreihe „Vortrag für alle“ wird im Rahmen des Masterstudiengangs Systemische Sozialarbeit angeboten, sie ist öffentlich und kostenlos. Alle Interessierte sind jederzeit herzlich willkommen!

Ralf Bohrhardt, Berlin
Jungen auf der Suche nach Männlichkeit-
Warum Jungen sind, wie sie sind, und wie wir sie sinnvoll unterstützen können

Donnerstag, 10. März 2016, 17:00 – 18:30 Uhr
Hochschule Merseburg, Hauptgebäude, Hörsaal 4

Jungen scheinen in unserer modernen Welt zunehmend den Anschluss zu verpassen. Aktuelle Schulleistungs-Studien wie IGLU, LAU und PISA zeigen, dass Mädchen heute im Durchschnitt deutlich erfolgreicher sind als Jungen. Immer weniger junge Männer schaffen den Einstieg in ein Studium, das immer häufiger von jungen Frauen erfolgreich beendet wird. Jungen zeigen sich sozial weniger kompetent als Mädchen und bekommen häufiger Probleme im Umfeld von Sucht, Aggression und Gewalt. Jungen und junge Männer – das neue ‚schwache Geschlecht’? Der Vortrag stellt eine zentrale Ursache der geschilderten Entwicklung zur Diskussion. Wesentlich sei, das Bedürfnis der Jungen nach Anerkennung ihrer Männlichkeit wahrzunehmen und gelten zu lassen. Wenig förderlich sei es hingegen, den Jungen ihr Jungesein vor allem als problematisch vorzuführen und sie den Männlichkeitsentwürfen der von ihnen bevorzugten Medien zu überlassen. Der Vortrag stellt den weit verbreiteten defizitorientierten Blick auf Jungen in Frage und plädiert stattdessen dafür, den Fokus ihrer Unterstützung auf ihre Ressourcen zu richten.

Professor DRalf Bohrhardtr. Ralf Bohrhardt lehrt im Studiengang Soziale Arbeit an der Hochschule Coburg und verantwortet dort maßgeblich das deutschlandweit einzigartige Vertiefungsstudium „Gender-reflektierende Jungen- und Männerarbeit“. Der promovierte Sozialwissenschaftler ist Mitbegründer der „Männer-AG“, einem Praxisnetzwerk für Jungen- und Männerarbeit in der Region Coburg/Sonneberg und Mitveranstalter verschiedener Fortbildungen zur Jungenarbeit. Er ist selbst Teilnehmer des Merseburger Masterstudiengangs Systemische Sozialarbeit.

 

Beate Eismann, Halle/Saale
Perspektivwechsel: Ein Grund zur Teilnahme an künstlerischen Wettbewerben und öffentlichen Projekten

Donnerstag, 14. April 2016, 17:00 – 18:30 Uhr
Hochschule Merseburg, Hauptgebäude, Hörsaal 4

Sich durch äußere Anlässe mit Fragestellungen zu beschäftigen, die bisher außerhalb des persönlichen Fokus lagen, ist einer der Gründe für die Schmuckgestalterin Beate Eismann, sich an öffentlich ausgeschriebenen Projekten zu beteiligen. Hierzu locken sie unvorhersehbare künstlerische Ergebnisse und die Aussicht, sich selbst zu überraschen. In ihrem Vortrag möchte Beate Eismann Rahmenbedingungen bei künstlerischen Wettbewerben schildern und aus ihrer Sicht erlebbar machen, welche Prozesse bei der Themenbearbeitung zum Tragen kommen. Daneben könnte ihre Erfahrung anklingen, dass Kunst voller Verbindungen zu sozialer Thematik steckt und dass eine systemische Grundhaltung die Arbeit von KünstlerInnen zu bereichern vermag.

portrait_beate_eismann

Beate Eismann ist studierte Schmuckgestalterin und ausgebildete CNC-Fachkraft, mehrfache Stipendiatin und derzeit Studentin der Sozialen Arbeit an der Hochschule Merseburg. Ihre Erfahrungen teilte sie als Lehrende an der Burg Giebichenstein als künstlerische Assistentin im Fachgebiet Schmuck und an der Zeichenakademie Hanau im Bereich der Gestaltungslehre. Ihre Arbeiten befinden sich in verschiedenen öffentlichen Sammlungen, unter anderem in der Stiftung Moritzburg / Kunstmuseum Sachsen-Anhalt und im Naumburger Dom.

 

Robert Koglek, London
Das Jugendamt Hackney erfindet sich neu

Donnerstag, 19. Mai 2016, 17:00 – 18:30 Uhr
Hochschule Merseburg, Hauptgebäude, Hörsaal 4

Der Stadtteil Hackney in London gehört zu den 25 ärmsten Gebieten in England. Gangs und sexuelle Ausbeutung gehören gerade zu den brisantesten Themen, mit denen sich Sozialarbeiter konfrontiert sehen. In einer Zeit, in denen die finanzielle Situation Jugendämter dazu zwingt, Sozialarbeiterstellen zu streichen und Angebot zu reduzieren, investiert das Jugendamt Hackney: in neue Projekte, in Prävention, in mehr SozialarbeiterInnen und in systemisches Arbeiten auf allen Ebenen. So entsteht eine solide Grundlage, um mit den aktuellen Herausforderungen umzugehen.

Robert Koglek, Dipl.-Sozialpädagoge, Master in Social Work (MA.)  ist seit sieben Jahren im Jugendamt Hackney in London tätig. Sein Zuständigkeitsbereich umfasst unter anderem Qualitätssicherung, Aus- und Weiterbildung von Fachkräften und Organisationsentwicklung. Er leitet verschiedene staatlich geförderte Innovations-Projekte und ist an der Weiterentwicklung systemischer Arbeit in Hackney maßgeblich beteiligt. Er war mit Hackney auch an dem von der EU geförderten Projekt „Systemic Social Work Thoroughout Europe (STEP)“ beteiligt.

 

Malte Thran & Johannes Herwig-Lempp, Merseburg
Kunde, Klient oder Mensch – Die Wirksamkeit Sozialer Arbeit in Zeiten des Neoliberalismus (vorläufiger Titel)

Donnerstag, 19. Mai 2016, 17:00 – 18:30 Uhr
Hochschule Merseburg, Hauptgebäude, Hörsaal 4

Diskussion auf dem Podium und mit dem Plenum zu Fragen von Autonomie, Selbstbestimmung und politischen Dimensionen von Sozialar Arbeit. Moderation: Marie Hommel.


Anne Pannewitz, Leipzig

Gewalt und Raum in Biografien von (jungen) Täterinnen

Donnerstag, 30. Juni 2016, 17:00 – 18:30 Uhr
Hochschule Merseburg, Hauptgebäude, Hörsaal 4

Gewalt wird gesellschaftlich tendenziell in einschränkender geschlechtsstereotyper Weise verhandelt. Nicht nur eine zweigeschlechtliche Konstruktion von Geschlecht, sondern auch die geschlechtsbezogene Verallgemeinerung und Homogenisierung von Gewalterfahrungen – „Frauen“ als Opfer, „Männer“ als Täter – lassen einen normativen Realitätsbezug erkennen. Die tatsächlich in der Alltagskommunikation ständig auftauchende Polymorphie geschlechtlicher Identitäten wird ebenso wenig anerkannt wie individuelle Lebensverläufe und Erfahrungen mit Gewalt. Vor diesem Hintergrund soll im Vortrag anhand narrativ-empirischen Materials den räumlichen Bedingungen der Genese von Täterinnen nachgegangen werden, um zu verstehen, inwiefern sich materieller Raum – in Wohnungen, sozialstaatlichen Räumen, in der Öffentlichkeit − in Wechselwirkung mit gewaltsamen Handlungen von „Mädchen“ und „Frauen“ konstituiert.

Foto Anja PannewitzDr. phil. Anja Pannewitz, Dipl.Soziologin, Systemische Coach (SG), Social Justice und Diversity Trainerin, ist seit Oktober 2014 Vertretungsprofessorin für Sozialarbeits-wissenschaften an der HTWK Leipzig mit den Schwerpunkten Qualitative Forschungsmethoden, Gender & Diversity und Beratung. Seit sieben Jahren ist sie in eigener Praxis für Coaching, Weiterbildung und Prozessbegleitung tätig.